Die Brücke zwischen abstrakter Malerei und skulpturaler Realität 

Ju Schnee verbindet in ihrem Werk abstrakte Malerei mit skulpturalen Objekten. Ihre Gemälde und Skulpturen schaffen einen einzigartigen Dialog aus Farbe, Form und Materie, der neue Perspektiven auf zeitgenössische Kunst eröffnet. Wir haben uns mit Ihr zum Gespräch getroffen.

Foto: Torben von Gazali

»Yoga zu praktizieren hat mir gezeigt, wie sehr Körper und Bewegung mein Denken und meine Kunst prägen.«

Ju Schnee, Künstlerin

Ju Schnee sprengt Grenzen – zwischen Analogem und Digitalem, zwischen Bild und Skulptur, zwischen Kunstwerk und Erlebnis. Die gebürtige Grazerin lebt heute in Wien und vereint klassische Malerei mit Augmented Reality und KI zu farbstarken, bewegten Arbeiten, die sich im digitalen Raum scheinbar endlos entfalten.

Cat

Material: Kunstharz, Hochglanzoberfläche, 2022 Size: 24 x 25 x 25 cm

Deflation

Material: Harz, Hochglanz-Lackierung, 2022 Size: approx. 25 cm

Hallo Ju, vielen Dank, dass du uns heute hier in Friedrichsdorf bei der Arnold AG besuchen kommst. Wie oder wann bist du zum ersten Mal mit Kunst in Berührung gekommen? Gab es in deiner Kindheit gewisse Erlebnisse oder Personen, die das herbeigeführt haben?

Kunst hat mich schon mein ganzes Leben lang begleitet. Ich habe immer gezeichnet und gemalt und wollte als Kind unbedingt  Künstlerin werden. Aber für mich war das damals eine total exotische Vorstellung – wie etwa Astronautin oder ähnlich unerreichbare Berufe.

Im Studium dachte ich dann zunächst, ich müsste etwas ‚Vernünftiges‘ machen. Aber nach meinem Umzug nach Berlin wurde mir klar: Ich kann nicht anders, ich muss Kunst machen. Und dann hat sich das bei mir einfach durchgesetzt.
 

2021 Kooperation mit der Keramikmarke Motel a Miio. Foto: Monsieur Mustage

»Ich habe gelernt, auf meine 
Intuition zu hören und meinem 
inneren Antrieb zu folgen.«

Foto: Monsieur Mustage

Was sofort auffällt bei deinen Arbeiten, ist, dass du klassische Malerei mit neuen Technologien wie Augmented Reality verbindest. Gab es anfangs Zweifel oder Skepsis gegenüber diesen Techniken oder war für dich von Anfang an klar: Das ist der Weg in die Zukunft?

Ich wollte mich nie auf eine Richtung festlegen. Ich bin von Natur aus experimentierfreudig und probiere gern Dinge aus. Einerseits hat mir Malerei immer unglaublich viel Spaß gemacht, andererseits war ich fasziniert von digitaler Kunst und neuen Technologien. Oft hatte ich das Gefühl, ich müsse mich für eine Richtung entscheiden – entweder klassische Malerei oder digitale Kunst. Aber ich habe im Atelier einfach experimentiert. Ich habe Poster animiert, dann Prints gestaltet, schließlich kam ich zur Malerei. Und dann habe ich verstanden: Malerei mit Augmented Reality eröffnet ein völlig neues Universum: Plötzlich ist die Leinwand nicht mehr nur ein zweidimensionales, statisches Objekt. Sie kann sich verändern, bewegen – und für den Betrachter ein interaktives Erlebnis werden. Ich habe mir gesagt: Warum soll ich mich eingrenzen, wenn ich einfach beides machen kann?

Die Künstlerin neben ihren Werken, Foto: Torben von Gazali

Und du erweiterst wahrscheinlich auch deine Zielgruppen, oder? Durch die klassische Malerei erreichst du diejenigen, die sich für traditionelle Kunst interessieren und durch die digitalen Technologien sprichst du die jüngere Generation an.

Ja, genau. Aber es ist eigentlich noch breiter. Auch ältere Generationen, die offen für neue Technologien sind, haben Interesse an meiner Arbeit. Ich finde es spannend, wenn Menschen in Ausstellungen nicht nur betrachten, sondern erleben können. Manche bleiben bei der klassischen Malerei, andere tauchen mit Augmented Reality tiefer ein. Und dann gibt es Kinder, die sich spielerisch mit dem Digitalen beschäftigen – für sie ist es völlig normal, mit einem Smartphone durch eine AR-Installation zu laufen.
Das ist das Schöne: Meine Kunst ist nicht nur für eine bestimmte Zielgruppe gedacht, sondern für alle, die sich darauf einlassen.

»Ich brauche das Handwerk. 
Ich will die Farbe riechen, 
das Relief auf der Leinwand sehen.«

Foto: Sandro Jäger

Du bist studierte Kommunikationsdesignerin und hast zusätzlich noch Informationsdesign studiert. Inwieweit hat das einen Einfluss auf deine jetzige Arbeit? Und wie gehst du an ein neues Kunstprojekt heran? Woher nimmst du deine Inspiration?

Mein Studium hat mir sicher ein Gespür für Gestaltung gegeben, aber es hat mich auch gelehrt, an den Nutzen zu denken. In der Kunst will ich jedoch genau das Gegenteil: frei sein und einfach erschaffen.

Was mich wirklich inspiriert, ist Bewegung – vor allem durch meine Erfahrung mit Yoga. Ich habe eine Yogalehrerausbildung gemacht und lange unterrichtet. Diese körperliche Auseinandersetzung mit Fluss und Energie spiegelt sich in meiner Kunst wider: Meine Formen sind immer in Bewegung, in einem ständigen Flow – und Augmented Reality setzt diese Bewegung fort.

Foto: Monsieur Mustage

Du hast bei der ersten großen NFT-Welle mitgemacht.
Wie stehst du heute dazu?

Ja, 2022 war in Deutschland der große Durchbruch für NFTs. Ich bin ein experimentierfreudiger Mensch, also wollte ich es ausprobieren – und es lief erstaunlich gut. Ich habe gut verkauft, aber mir fehlte langfristig etwas: Ich brauche das Analoge. Ich will Farbe riechen, das Relief eines Pinselstrichs sehen, mit meinen Händen arbeiten. Deshalb habe ich schnell gemerkt, dass die reine digitale Kunst für mich nicht erfüllend ist. Aber NFTs und digitale Kunst werden bleiben. Ich sehe das wie mit Vinyl und Streaming: Beides hat seine Berechtigung.

Mit all den Erfahrungen, die du in deinem bisherigen Leben gesammelt hast – welchen Ratschlag würdest du deinem jüngeren Ich geben?

Ich würde mir sagen: Trau dich früher! Ich habe oft zu lange gezögert – sei es bei Projekten, beim Umzug in eine neue Stadt oder beim Ansprechen von Menschen, die mich inspiriert haben. Manchmal hat es zwei oder drei Jahre länger gedauert, bis ich etwas umgesetzt habe. Heute weiß ich: Es kann immer schiefgehen, aber wenn du es nicht probierst, wirst du es nie wissen.

Vielen Dank für das Interview, Ju. Wir sind schon auf deine nächsten Projekte gespannt und freuen uns auf bevorstehende Kooperationen.

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